Glossar Telemedizin
Sammelbegriff für verschiedenartige ärztliche Versorgungskonzepte, bei denen medizinische Leistungen in den Bereichen Beratung, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation über räumliche Entfernungen oder mit zeitlichem Versatz erbracht werden. Hierbei werden Informations- und Kommunikationstechnologien eingesetzt.
A
- Activity Tracker
-
Fitness- Armband, Gesundheits-Armband, Smart Band, Fitness Tracker,
tragbares elektronisches Gerät oder App zur Aufzeichnung und Versendung fitness- und gesundheitsrelevanter Daten
Datenbeispiele: Laufstrecken, Energieumsatz, Herzschlagfrequenz, Schlafqualität
Oberbegriff: Wearable
- Add-In
-
vorgefertigte Funktionen oder Makros, die vollständig in das Hauptprogramm integriert werden
- Add-on (Smart)
-
funktionserweiternde Hard- oder Software. Das Add-On wird hierbei auf die Anwendung installiert und kann auch jederzeit wieder deinstalliert werden, ohne dass Basis-Hard- oder Software dadurch beeinträchtigt wird.
Smart steht für: intelligent, vernetzt, lernfähig
- Ambulantes Assessment
-
Datenerhebung im Alltag der Untersuchten, soll Auskünfte über das momentane Befinden und Verhalten (Selbstberichte), Bewegungsverhalten und physiologische Messwerte geben.
Meist werden objektive Rahmenbedingungen (engl. Setting) wie Aufenthaltsort, Tätigkeit, Anwesenheit anderer Personen sowie die subjektive Bewertung der Situation erfasst.
- APP
-
Abkürzung für „Applikation“, Anwendungssoftware für Mobilgeräte (Handy, Tablet, ...)
- Appcheck
-
informiert mit Kooperationspartnern wie medizinischen Fachgesellschaften, medizinischen und pflegerischen Expert*innen sowie Selbsthilfeorganisationen über aktuelle und relevante Entwicklungen und geeignete Anwendungen. Nutzer können hierdurch einfacher für sie passende Angebote finden.
B
- Blue Tooth
-
Industriestandard für die Datenübertragung zwischen Geräten über kurze Distanz per Funktechnik (WPAN).
- Browser
-
Computerprogramm zur Darstellung von Webseiten im Internet (World Wide Web, www)
C
- Call Center
-
zentrale Stelle, an der eingehende Anrufe entgegengenommen und bearbeitet oder weitergeleitet werden
-
Textinformation, die im Browser zu einer besuchten Website (Webserver, Server), die im Browser gespeichert werden kann.
- Cyberversicherung
-
Versicherung gegen Schäden durch Hacker-Angriffe oder sonstige Cyberkriminalität
D
- Data Mining
-
Durchsuchen bestehender großer Datenmengen, um nützliche Muster oder Trends zu finden
- Device
-
Gerät, Apparat, Anwendung
- Dezentralisierte klinische Studien, Decentralized clinical trials (DCTs)
-
Studien, die mit Hilfe telemedizinischer Methoden durchgeführt werden
- Digitale Biomarker
-
erkennbare Daten-Muster aus verschiedenen Quellen, aus denen ein diagnostischer oder prognostischer Nutzen gewonnen werden kann
- Digitale Diagnostik
-
Diagnostik unter Einbeziehung von Apps, Wearables, Sensoren, Social Media, u.a.
- Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
-
Gemäß Gesetzentwurf (DVG) ist eine digitale Gesundheitsanwendung
- ein Medizinprodukt, das nach MDR (medical device regulatory) einer niedrigen Risikoklasse zuzuordnen ist und erfolgreich ein Konformitätsbewertungsverfahren nach MDR absolviert hat (Klasse I oder IIa),
- dessen Hauptfunktion wesentlich auf digitalen Technologien beruht und
- das dazu bestimmt ist, bei den Versicherten oder in der Versorgung durch Leistungserbringer die Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten oder die Erkennung, Behandlung, Linderung oder Kompensierung von Verletzungen oder Behinderungen zu unterstützen. https://www.bfarm.de/DE/Medizinprodukte/DVG/FAQ/_node.html
- Digitale Therapeutika, Digital Therapeutics, DtX
-
Therapieverfahren, die digitale Technologien nutzen, um physische oder psychische Erkrankungen zu behandeln oder zu verhüten
- Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG)
-
(Entwurf eines) Gesetz(es) für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation Wesentliche Inhalte:
- Verschreibung von Gesundheits-Apps
- Datenspeicherung in einer elektronischen Patientenakte
e
- eArztbrief
-
elektronischer Arztbrief, Versand und Empfang von Arztbriefen mittels Praxisverwaltungssystem (PVS). Das PVS und das eArztbrief-Modul müssen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zugelassen sein.
- eGesundheitskarte
-
erweiterbare Versichertenkarte für gesetzlich Krankenversicherte. Chipkarte im Scheckkartenformat mit Lichtbild
- eHealth
-
Überbegriff für alle IT-Anwendungen im Gesundheitswesen
- eHealth-Gesetz
-
Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen, regelt die Einführung digitaler Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen durch die schrittweise Ablösung bislang papierbasierter Prozesse durch IT-unterstützte Verfahren
- eHeilberufeausweis
-
personenbezogene Chipkarte, mit der sich Angehörige der Gesundheitsberufe authentifizieren können
- ePatientenakte (ePa)
-
In der elektronischen Patientenakte sollen bereits vorhandene Dokumentationen über den Patienten abgelegt werden.
- ePatientenfach
-
der Patient kann darin online Daten (z.B. gemessene Blutdruckwerte) abspeichern und einsehen. Die Daten aus der elektronischen Patientenakte können integriert werden.
- eRezept
-
papierloses Rezept
F
- Fitness-Armbänder
-
siehe Activity Tracker
g
- gematik
-
Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte GmbH, soll die Telematikinfrastruktur und die elektronische Gesundheitskarte in Deutschland flächendeckend einführen
I
- Internet of Things (IoT)
-
Internet der Dinge. Sammelbegriff für Technologien, die physische und virtuelle Gegenstände vernetzen und sie durch Informations- und Kommunikationstechniken zusammenarbeiten lassen
- Interoperabilitätsverzeichnis
-
Verzeichnis der gematik für Standards im Gesundheitswesen, beschreibt technische und semantische Standards, Profile und Leitfäden für informationstechnische Systeme im Gesundheitswesen
- IT
-
Informationstechnik
K
- Konnektor
-
spezieller Router, bindet ausschließlich Praxissysteme in die Telematikinfrastruktur ein, vernetzt das Kartenlesegerät der Praxis, über das sich Arzt und Patient mit dem elektronischen Heilberufsausweis bzw. der elektronischen Gesundheitskarte identifizieren und die Praxis-EDV mit der Telematikinfrastruktur (TI)
M
- Makros
-
zusammengefasste Einzelanweisungen, die durch Aufrufen eines festgelegten Namens diese Anweisungen ausführen, z.B. „drucken“, „öffnen“. Makros können auch vom Benutzer angelegt werden.
- Metadaten
-
strukturierte Daten, die Informationen über Merkmale anderer Daten enthalten
m
- mHealth
-
mobile Health (englisch für mobile Gesundheit), Unterstützung von medizinischen Verfahren und Maßnahmen der Gesundheitsfürsorge durch Geräte wie Smartphones, Tablets, persönliche digitale Assistenten (PDA) oder Lifestyle- und Gesundheits-applikationen
N
- Notfalldatenmanagement
-
Notfalldatensatz (NFD) des Patienten, wie zum Beispiel Allergien und Vorerkrankungen, kann nach schriftlicher Zustimmung des Patienten auf der eGK gespeichert werden
P
- Patienten-generierte Gesundheitsdaten
-
Gesundheitsdaten, die der Patient selbst sammelt und aufzeichnet
- Plug-In
-
Zusatzprogramm. Über eine vordefinierte Schnittstelle wird das Plug-in in ein Basisprogramm eingebunden wird. Der Umfang der Funktionen des Basisprogramms wird erweitert. Plug-Ins können im Gegensatz zu Add-ons auch ohne das Basisprogramm
- PneumoDigital
-
Siegel, das Nutzern helfen soll, die Qualität und Vertrauenswürdigkeit von pneumologischen Apps einzuschätzen
- Praxisverwaltungssystem (PVS)
-
Software, die niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten bei der Organisation und Dokumentation der Praxisaufgaben unterstützt
R
- Router
-
Geräte, die in sich geschlossene Dateneinheiten (Datenpakete) zwischen mehreren Rechnernetzen weiterleiten können. Werden genutzt zur Internetanbindung, zur sicheren Kopplung mehrerer Standorte und zur direkten Kopplung mehrerer lokaler Netzwerksegmente.
S
- Schnittstelle
-
im Softwarebereich: Berührungspunkt innerhalb eines oder zwischen mehreren Software-Systemen. Durch die Schnittstelle wird der Austausch von Kommandos und Daten zwischen verschiedenen Prozessen und Komponenten ermöglicht und geregelt.
- Sensitivität
-
gibt an, bei welchem Prozentsatz erkrankter Patienten die jeweilige Krankheit durch die Anwendung des Tests tatsächlich erkannt wird, d.h. ein positives Testresultat auftritt
- Smartwatch
-
„schlaue Uhr“, elektronische Armbanduhr (Wearable), die über Sensoren Daten aufzeichnen und mit anderen elektronischen Geräten wie z.B. Handy oder Computer verbunden werden kann
- Software als medizinisches Device
-
eigenständige Software, die ein Medizinprodukt, jedoch nicht Teil eines (Hardware-) Medizinproduktes ist
- Spezifität
-
gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden
s
- sDevice / Smart Device
-
eigenständige Devices, die über das Internet of Things (IoT) vernetzt sind. Die Komponenten erfassen z.B. physikalische Größen, verarbeiten diese und übertragen die Ergebnisse an zentrale Smart Devices wie z.B. ein Smartphone.
T
- Tele-Health
-
Oberbegriff, Synonym: E-Health oder Digital Health; neu: mHealth
Wortursprung von tele...: Vorangestelltes Wortbildungselement in Fremdwörtern aus dem Griechischen mit der Bedeutung: fern, weit
Für den Begriff TeleHealth gibt es verschiedene Definitionen, die meist davon abhängen, wer de facto die Patienten kontaktiert. Im Großen und Ganzen basiert TeleHealth aber auf drei Säulen: Telemedizin, Telecare und Telemonitoring.
- Unter Telemedizin versteht man vorrangig die Arzt-Arzt- bzw. Arzt-Patienten-Kommunikation zur Fernversorgung, bzw. -behandlung der Patienten.
- Telecare als zweite Komponente von TeleHealth beschreibt in der Regel die Versorgung von Patienten durch nicht-medizinisches Gesundheitspersonal wie Pharmazeuten, Physiotherapeuten oder Krankenpfleger sowie Angehörige, Freunde oder Notfallhilfen.
- Telemonitoring als dritte Disziplin der TeleHealth fokussiert sich auf die automatische Erhebung von Vitalparametern und deren kontinuierliche Übertragung an Ärzte, zur zeitnahen Information und frühzeitigen medizinischen Intervention bei klinischen oder gerätetechnischen Ereignissen. Beim medizinischen Telemonitoring steht dann die Interpretation dieser Daten zur Identifizierung weiterer Behandlungsschritte im Vordergrund.
- Teleassistent
-
Ein Teleassistent unterstützt einen Mediziner über virtuelle Kommunikationswege beispielsweise bei der Durchführung eines Eingriffs. Dieser Begriff ist aktuell noch nicht ausreichend gefestigt.
- Telecare
-
ist eine Form der Fernbehandlung unter Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien zwischen Patient und nicht-medizinischen Gesundheitsfachkräften wie Therapeuten, Pharmazeuten und Pflegekräften. Zudem kann darin die Internet-basierte Betreuung durch Angehörige, Freunde, Mediziner und Notfallhilfen integriert werden.
- Telecompliance/Teledienste/Teleservice
-
Der Einsatz von Telemonitoring bzw. die Fernwartung in einem bestimmten Zeitraum wird auch als Telecompliance, Teledienst oder Teleservice bezeichnet.
- Teleexpertise
-
bezeichnet ähnlich dem Telekonsil den Austausch zwischen Ärzten über eine räumliche Distanz, um die Meinung anderer medizinischer Fachkräfte einzuholen.
- Telekonsil
-
Als telemedizinische Konsile bzw. Telekonsile werden die digitalen fachlichen Beratungen zwischen Ärzten der gleichen oder verschiedenen Fachrichtungen bezeichnet. Der telemedizinische Austausch erfolgt in der Regel zu einer speziellen Patientendiagnose oder über das Behandlungsvorgehen in einem konkreten Versorgungsfall. Als zentrale Hilfsmittel werden audiovisuelle Kommunikationswege wie Videokonferenzen und Apps eingesetzt. Telekonsile können auch zum Einholen einer fachlichen Zweitmeinung zeit- und ortsunabhängig erfolgen.
- Telekonsil à Peer-to-Peer (Arzt zu Arzt)
- Televisite à Arzt zu Patienten
- Telematikinfrastruktur (TI)
-
„die Datenautobahn“, soll alle Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken, Krankenkassen miteinander vernetzen
- Telemedizin
-
Telemedizin bezeichnet eine Form der medizinischen Fernbehandlung unter Verwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien. Sie beinhaltet verschiedene medizinische Versorgungskonzepte, die Arzt und Patient bei der Überwindung räumlicher Distanzen unterstützen sollen. Im Fokus steht dabei die Erfassung und Übermittlung von Behandlungsdaten sowie die Eröffnung medizinischer Behandlungsverfahren, die auf elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien basieren. Unter Telemedizin werden zahlreiche Techniken und Anwendungen wie die Kommunikation zwischen Leistungserbringern (Telekonsil, elektronischer Arztbrief), elektronische, ortsunabhängige Befunddokumentation (elektronische Patientenakte) sowie Telemonitoring und Videosprechstunden begrifflich zusammengefasst.
- Telemonitoring
-
beschreibt die automatische und kontinuierliche Übertragung von Vitalparametern von Patienten an Ärzte oder Homecare-Provider, zur zeitnahen Information und frühzeitigen medizinischen Intervention bei klinischen oder gerätetechnischen Ereignissen. Die Datenerfassung und -übertragung kann dazu automatisiert oder durch den Patienten selbst bzw. eine medizinische Fachkraft durchgeführt werden. Das spezialisierte medizinische Telemonitoring umfasst die Interpretation der Patientendaten und falls nötig die Entscheidungsfindung zur weiteren Behandlung aus der Ferne durch einen Arzt.
W
- Wearable
-
am Körper tragbares elektronisches Messgerät zur Aufzeichnung medizinischer Parameter für den Fitness- oder Gesundheitsbereich
- Wireless Local Area Network (WLAN)
-
wireless LAN bzw. W-LAN, drahtloses lokales Netzwerk, drahtloses lokales Funknetz
- Wireless Personal Area Network (WPAN)
-
Kurzstrecken-Funktechnik, die kurze Kabelverbindungen vermeiden soll
Quellen
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a.html
- https://www.eupati.eu/de/glossar/
- https://www.europeanlung.org/assets/files/de/publications/telemedicine-de.pdf
- https://www.telemedbw.de/digitalegesundheit/begriffe-rund-um-das-e-health-gesetz
- https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/plug-45394
- GKV Spitzenverband „Telemedizin“ 2016
- KBV online
- https://www.who.int/docs/default-source/documents/gs4dhdaa2a9f352b0445bafbc79ca799dce4d.pdf