Page 24 - Leitlinie zur Spirometrie
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Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
pe unterhalb von 10 Jahren sollte die Ausatemzeit mindestens 3 Sekunden betragen, für Kinder jünger als 6 Jahre kann die Spirometrie unabhängig von der Ausatemzeit verwendet werden, wenn eine technisch akzeptable Kurve vorliegt. Dies beinhaltet den raschen Anstieg zum Peak-Flow, eine artefakt- freie Ausatmung und eine vollständige Ausatmung bis zum Residualvolumen. Grundsätzlich gilt, dass eine visuelle Qualitätskontrolle einer numerischen Bewertung überlegen ist.
Bei Kindern vor dem Schulalter müssen wegen der physiologisch-ana- tomischen Lungenentwicklung andere Lungenfunktionsparameter zusätzlich dokumentiert werden. Verglichen mit Schulkindern und Erwachsenen haben jüngere Kinder relativ große Atemwe- ge im Vergleich zum Lungenvolumen. Sie leeren ihre Lunge deshalb in kür- zester Zeit. Die Exspirationszeit liegt deshalb auch bei guter Mitarbeit oft deutlich unter einer Sekunde, so dass die FEV1 kein sinnvoller Parameter ist. Die zusätzliche Angabe von FEV0,5 und FEV0,75 wird daher empfohlen. Auch wenn die Ausatemzeit länger als 1 Sekunde ist, liegt der normale FEV1/ FVC-Quotient bei gesunden Kindern bis zum 6. Lebensjahr oberhalb von 0,9. Somit kann dieser Parameter bei Kindern vor dem Schulalter nicht wie bei Älteren zur alleinigen Beurteilung einer Atemwegsobstruktion verwendet werden. Eine visuelle Inspektion der Fluss-Volumen-Kurve (z.B. Vorliegen einer konkaven Deformierung des ab- fallenden Schenkels der Exspirations- kurve des Fluss-Volumen-Diagramms) ist deshalb obligat, nicht nur um die Qualität der Messung zu beurteilen, sondern auch um eine mögliche Ob- struktion zu erkennen. Auch ältere Kin- der mit persistierendem Asthma bron- chiale haben häufig eine nach Werten “normale” Lungenfunktion. Eine ein-
deutige und behandlungsbedürftige Obstruktion kann auch bei “normalen” Lungenfunktionswerten vorliegen.
So sollte bereits ein konkaver Ver- lauf des abfallenden Schenkels der Exspirationskurve des Fluss-Volumen- Diagramms zu einem Bronchodilata- tions-Test Anlass geben, auch wenn die numerischen Werte normal sind. Gerade bei Kindern kann biswei- len erst nach Bronchodilatation und/ oder Bronchoprovokations-Test eine Aussage über das Vorliegen einer ob- struktiven Ventilationsstörung getrof- fen werden.
Die GLI-2012-Werte ermöglichen altersübergreifend eine Beurteilung ab dem 3. Lebensjahr, so dass auch die Zeit der Transition vom Jugendlichen zum Erwachsenen ohne Fehler durch Wechsel der Regressionsgleichungen beurteilt werden kann. Ältere spiro- metrische Normwerte sollten nicht mehr verwendet werden. Nur für eine Übergangszeit ist eine vergleichende Bewertung, gerade bei Langzeitbeob- achtung, sinnvoll. Eine noch größere Genauigkeit der Bewertung kann durch Verwendung nationaler Referenzpopu- lation, wie sie die LUNOKID-Studie darstellt, erzielt werden [3].
In der LUNOKID-Studie ist die Va- riabilität aufgrund der strikten Quali- tätskontrolle aller Messungen über alle Altersgruppen gleich, so dass keine Anpassung in den jüngeren Altersgrup- pen erfolgen muss.
Im Gegensatz zur GLI kann deshalb, in Kenntnis von Alter und Größe des Kindes, der jeweilige Median und das lower limit of normal (LLN) des Pro- banden direkt in einer Tabelle abgele- sen werden [4]. Trotzdem wird auch für Kinder und Jugendliche die Ver- wendung der GLI-Werte empfohlen, die universell verfügbar sind und die kontinuierliche Beurteilung bis in das Erwachsenenalter ermöglichen.