Page 10 - Leitlinie zur Spirometrie
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8 Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
wirkt. Da aber die Atemstromstärken bei submaximaler Anstrengung nicht reproduziert werden können, wird das maximal forcierte Manöver gefordert.
Die Zeitabhängigkeit (“time-dependence”)
Bei langsamer Inspiration mit einer Pause vor der forcierten Exspiration vom TLC-Niveau aus sind die Atem- stromstärken und das FEV1 bis zu 25% geringer als bei schneller Inspiration ohne Pause. Grund dafür ist die mit dem Glottisverschluss verbundene Relaxa- tion der Atmungsmuskulatur, da die Luft nicht mehr durch Muskelspannung in der Lunge gehalten werden muss.
Die höheren Flüsse bei forcierter Ex- spiration ohne vorherige Pause kom- men durch Relaxation aufgrund der vis- koelastischen Eigenschaften der Lunge nach Dehnung zustande, aber auch durch eine bessere Aktivierung der Exspirationsmuskulatur. Es wird daher eine zügige Inspiration ohne Pause vor der anschließenden forcierten Exspira- tion empfohlen. Dies ist auch deshalb zu beachten, weil eine unterschiedliche Ausführung des Manövers bei der Be- urteilung, ob eine Obstruktion vorliegt, oder beim Bronchodilatationstest zu Fehlern führen kann.
Parameter zur Erfassung der forcierten Exspiration
– Einsekundenkapazität, forciertes – exspiratorisches Volumen in der ers-
ten Sekunde (FEV1): Das Volumen, welches nach maximaler Inspiration mittels forcierter Exspiration in der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann, wird als (absolute) Einsekun- denkapazität (FEV1) bezeichnet.
– Tiffeneau-Index (FEV1/FVC): Die Einsekundenkapazität in Prozent der
Vitalkapazität wird Tiffeneau-Index oder relative Einsekundenkapazi- tät genannt. Es wird empfohlen, die FVC als Bezugsgröße zu wählen.
– Spitzenfluss (PEF): Der Spitzenfluss PEF (Peak Expiratory Flow) ist die maximal erreichbare Atemstrom- stärke bei forcierter Exspiration (der Fluss, mit dem man „Kerzen aus- bläst“). Er kann an der Fluss-Volu- men-Kurve unmittelbar abgelesen werden. Das Messergebnis hängt, wie bei allen Atemstromstärken, stark von der Mitarbeit des Patienten ab.
Da die PEF-Variabilität gut mit dem Schweregrad der obstruktiven Ventilationsstörung einer asthmati- schen Erkrankung korreliert, wird er zur Verlaufs- bzw. Therapiekontrolle genutzt. Hierzu misst der Patient mit Hilfe eines Peak-Flow-Meters mehr- mals täglich den PEF zu Hause, ins- besondere bei akuter Atemnot oder Instabilität der Erkrankung. Es ist zu beachten, dass die weit verbreiteten Peak-Flow-Meter ihre Messergeb- nisse in L × min–1 und nicht in L × s–1 anzeigen. Während beim Lun- genfunktionsmessplatz der tatsäch- liche Spitzenfluss gemessen wird, bestimmt das Peak-Flow-Meter die Kraft der Ausatmung, die in Strö- mungseinheiten angegeben wird. Dif- ferenzen zwischen beiden Methoden sind nicht relevant, da mit dem Peak- Flow-Meter intraindividuell die Peak- Flow-Variabilität erfasst werden soll.
Forcierte exspiratorische Flüsse bei xx% der Vitalkapazität (FEFxx%): Trägt man in die Fluss-Volumen- Kurve die Volumenfraktionen ein, bei der jeweils ein Viertel der gemes- senen forcierten Vitalkapazität aus- geatmet wurde, kann man an diesen Stellen die zugehörigen maximalen Atemstromstärken ablesen: So erhält man Werte für die maximalen exspi-


































































































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