Page 27 - Leitlinie zur Spirometrie
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Leitlinie zur Spirometrie
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Tab. 7. Differentialdiagnosen bei obstruk- tiver Ventilationsstörung.
– Asthma bronchiale
– COPD
– Bronchiektasie
– Cystische Fibrose (Mukoviszidose)
– Silikose
– Stenose im Bereich der großen Atemwege (cave: Tumor)
– Lungenparenchymerkrankungen mit Obstruktion (z. B. Sarkoidose)
teaubildung in der Fluss-Volumen-Kur- ve führen, d.h. große Atemströme wer- den regelrecht gekappt. Natürlich muss hier eine artifizielle Stenose am Mund- stück durch das Gebiss ausgeschlossen sein. Bei begründetem Verdacht auf eine zentrale Atemwegsstenose (z.B. stridoröse Atmung) sollte nicht nur die forcierte exspiratorische, sondern auch die forcierte inspiratorische Fluss- Volumen-Kurve bestimmt werden, die die Limitierung der Spitzenflüsse in der Regel deutlicher zeigt. Da die Strömungshindernisse oft mechanisch instabil sind, sind die Fluss-Volumen- Kurven dann allerdings schlecht repro- duzierbar. Beim optischen Eindruck einer exspiratorischen Plateaubildung in der Fluss-Volumen-Kurve muss an einen Tumor oder Stenose im Bereich der großen Atemwege gedacht werden.
Reversibilitätstest mit Bronchodilatatoren
Wird eine obstruktive Ventilations- störung vermutet, sollte ein Broncho- dilatationstest durchgeführt werden. Die Messungen des FEV1 erfolgen vor und 15 Minuten nach Inhalation eines kurzwirksamen Betamimetikums (z.B.
bis zu 400 μg Salbutamol in 4 separa- ten Dosen) bzw. vor und frühestens 30 Minuten nach Inhalation eines schnell wirksamen Anticholinergikums (z.B. 160 μg Ipratropiumbromid). Bei nahe- zu 4.000 gesunden Nie-Rauchern im Alter über 40 Jahren fand sich das 95. Perzentil (upper limit of normal, ULN) nach Gabe von 200 μg Salbutamol bei einem Anstieg der FEV1 um 10% des Sollwertes bzw. 12% des Ausgangs- wertes [8]. In der Praxis ist es aber üblich, auch die absolute Änderung an- zugeben, wobei ein Wert von 200 mL vorgeschlagen wird. Eine sicher posi- tive Reaktion wird bei einem Anstieg der FEV1 um > 12% des Ausgangs- wertes und einem Anstieg über 200 mL angenommen. Je höher die Rever- sibilität desto wahrscheinlicher ist die Diagnose eines Asthmas, vor allem bei entsprechender Klinik. Eine COPD ist aber nur bei einer Normalisierung der Obstruktion ausgeschlossen. Auch ein negativer Reversibilitätstest schließt einAsthmabronchialenichtsicheraus, da ein Ansprechen zu einem späteren Untersuchungszeitpunkt möglich ist („variable“ Obstruktion bei Asthma) bzw. der Patient so stabil eingestellt ist, dass nur im Provokationstest eine asth- matische Entzündung sichtbar wird. Auch bei COPD-Patienten liegt häufig (bis zu 60% im Stadium II) ein posi- tiver Reversibilitätstest vor, allerdings besteht bei den COPD-Patienten eine sehr große Variabilität. So kann bei bis zu 50 % der Patienten die Reaktion auf den Reversibilitätstest (positiv bzw. negativ) bei nachfolgenden Untersu- chungen verändert sein [9].
Bei COPD wird – im Gegensatz zu Asthma – das nach der Inhalation von Bronchodilatatoren bestimmte FEV1 zur Schweregradeinteilung der Ob- struktion verwendet. Bei der Beur- teilung der Reversibilität ist auf die vorausgegangene Karenz von Broncho-