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Leitlinie zur Spirometrie
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Restriktion, die jeweiligen Ursachen sind in Tabelle 10 zusammengefasst. Die pulmonale Restriktion ist durch eine vermehrte Steifigkeit (vermin- derte Compliance) der Lunge bedingt. Daher ist die “Entleerung” der Lunge bei forcierter Exspiration durch die erhöhte Retraktionskraft beschleunigt, der Peak-Flow kaum erniedrigt und die Fluss-Volumen-Kurve exspira- torisch nach außen gewölbt (konvex verformt). Beim Zustand nach Pneum- ektomie liegt eine restriktive Ventila- tionsstörung vor, wobei die Steifigkeit der verbliebenen Lungenhälfte normal ist. Bei extrapulmonaler Restriktion ist die Lungenausdehnung trotz normaler Lunge, z.B. durch Atemmuskelschwä- che oder Thoraxdeformität, vermin- dert. Dabei ist die Fluss-Volumen- Kurve kleiner und nicht verformt. Zur Diagnostik der Atemmuskelschwäche als Ursache einer Restriktion ist die Bestimmung der maximalen Inspira- tionskraft und der Blutgase notwendig (siehe Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zur Messung der inspi- ratorischen Muskelfunktion) [13].
Quantifizierung der Restriktion
Der Schweregrad der restriktiven Ventilationsstörung wird über die Ein- schränkung der Vitalkapazität – entwe- der inspiratorisch (IVC) oder während der forcierten Exspiration (FVC) ge- messen – bestimmt. Statt einer fünfstu- figen wird eine dreistufige Einteilung empfohlen, um zu vermeiden, dass bei älteren Patienten ein eben patho- logischer Wert bereits einem Grad II der Ventilationsstörung zur Folge hät- te (Tab. 9). Auch hier muss nicht der Schweregrad der Ventilationsstörung mit dem Schweregrad der Erkrankung übereinstimmen. So können z.B. Pa- tienten mit schwerster Hypoxie bei
Lungenfibrose lediglich eine leichte restriktive Ventilationsstörung aufwei- sen.
Differenzialdiagnose bei verminderter Vitalkapazität
Eine verminderte Vitalkapazität ist bei verminderter Totalkapazität (TLC < 5. Perzentil) Ausdruck einer restrikti- ven Ventilationsstörung. Eine vermin- derte Vitalkapazität bei normaler oder erhöhter Totalkapazität ist Folge einer Lungenüberblähung, die durch eine Erhöhung des Residualvolumens und der funktionellen Residualkapazität (FRC) ganzkörperplethysmographisch nachgewiesen wird. Erfahrungsgemäß ist bei einer obstruktiven Ventilations- störung mit einem FEV1/FVC-Quoti- enten unter 55% die Verminderung der
Tab 10. Differenzialdiagnosen bei restrik- tiver Ventilationsstörung.
Differenzialdiagnosen
a) pulmonal
– Diffuse Lungenparenchym- erkrankungen
– Silikose
– Pneumonie
– Pneumonitis
– Cystische Fibrose (Mukoviszidose) – Bronchiektasie
– Linksherzinsuffizienz
(oft mit Obstruktion)
b) extrapulmonal
– Pneumothorax
– Atemmuskelschwäche (z.B. neuro-
muskuläre Erkrankungen, Myo- pathien, Steroide, Hyper/Hypo- thyreose etc.)
– Kyphoskoliose
– instabiler Thorax
– Pleuraerguss, -schwarte
– Zwerchfellparese
– Adipositas
c) Zustand nach Pneumektomie