Page 30 - Leitlinie zur Spirometrie
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28 Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
Abb. 16. Vereinfachter Lungenfunktionsalgorithmus für die klinische Praxis (modifiziert nach [10]), wobei TLC nicht spirometrisch messbar ist.
Vitalkapazität fast immer durch eine Lungenüberblähung bedingt, wenn nicht andere Hinweise für eine rest- riktive Ventilationsstörung bestehen (z.B. Herzinsuffizienz, Kyphoskolio- se, Pleuraschwarte, etc.). Allerdings kann auch eine Lungenüberblähung ohne Verminderung des FEV1/FVC- Quotienten bestehen. Dies trifft z.B. auf das “Small-Airways-Obstruction- Syndrom” zu. Nach Behandlung mit Bronchodilatatoren kann eine Obst- ruktion über den FEV1/FVC-Quotien- ten nachweisbar sein, da die IC und damit die FVC zunehmen. Jedenfalls wird diese Konstellation international als eine Art der obstruktiven Ventila- tionsstörung interpretiert (Abb. 16). Bei dieser Konstellation würde man ganzkörperplethymographisch bei ei- ner reinen Lungenüberblähung ohne Obstruktion einen normalen Atem- wegswiderstand bei erhöhtem spezifi- schem Atemwegswiderstand erwarten, bei obstruktiver Atemwegserkran- kung mit Lungenüberblähung wären Atemwegswiderstand und spezifischer Atemwegswiderstand erhöht [6].
Es gibt allerdings Hinweise, dass bei der Konstellation normale TLC, verminderte FVC und normaler FEV1/
FVC-Quotient auch nicht-obstruktive Erkrankungen vorliegen können, so dass für diese Konstellation auch der Begriff „nonspezific pattern“ (NSP) gewählt wurde [11].
Der früher häufig verwendete Termi- nus “kombinierte Ventilationsstörung” für die Kombination aus eingeschränk- tem FEV1/FVC-Quotienten und ver- minderter Vitalkapazität unterschied nicht zwischen den Differenzialdiagno- sen Restriktion vs. Lungenüberblähung und sollte wegen dieser Ungenauigkeit nicht mehr verwendet werden. Wenn aber z.B. bei einer restriktiven Venti- lationsstörung bei einer Lungengerüst- erkrankung (TLC < 5. Perzentil) der FEV1/FVC-Quotient durch gleichzei- tig bestehende Obstruktion vermin- dert ist (FEV1/FVC < 5. Perzentil), wie es z.B. bei der Sarkoidose II + III vorkommt, sollte eine simultan beste- hende restriktive und obstruktive Ven- tilationsstörung diagnostiziert werden, die im angloamerikanischen Sprach- gebrauch auch “mixed defect” genannt wird (Abb. 16). Auch nach Lungen- resektion wegen Bronchialkarzinom findet sich diese Konstellation häufig, wenn das Rauchen nicht nur für den Lungenkrebs, sondern häufig auch für