Page 6 - Leitlinie zur Spirometrie
P. 6

4
Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga
Absolute Kontraindikationen für forcierte Manöver
Akute lebensbedrohliche Krank- heitsbilder jeglicher Art, z.B.
– akuter Myokardinfarkt
– akute fulminante Lungenembolie
– großes aszendierendes Aortenaneu-
rysma
– Spannungspneumothorax
Relative Kontraindikationen für forcierte Manöver
– ausgedehnter Pneumothorax (inner- halb der ersten Wochen)
– Abdomen-/Thoraxoperation (je nach Befund 1 – 4 Wochen postoperativ)
– Augen-/Hirn-/Ohrenoperation (vari-
abel, Rücksprache Operateur)
– Besondere Vorsicht ist zudem bei Hämoptysen unklarer Genese gebo-
ten.
Messprinzip
Üblicherweise werden heute offene Spirometer auf der Basis der Pneumo- tachographie (Lilly, Fleisch), der Hitz- drahtanemometrie, der Ultraschall- messtechnik bzw. Turbinen verwendet. Bis auf die Turbine messen die genann- ten Verfahren den Atemfluss.
Anschließend wird numerisch durch Integration des Atemstroms über die Zeit das Atemvolumen berechnet:
Volumen = ∫ Atemfluss × dt
Dagegen wird bei Volumensensoren, wie der Turbine, primär der Volumen- strom gemessen und anschließend die Strömung durch Differentiation des re- gistrierten Volumenverlaufs bestimmt.
Atemfluss = d Volumen dt
Sämtliche Atemströmungen und -volumina und die daraus abgeleiteten Parameter werden vereinbarungsge- mäß auf BTPS-Bedingungen normiert (BTPS = „body temperature pressure saturated“, d.h. die erhobenen Daten gelten für 37 °C und 100% relative Feuchte beim gegebenen Luftdruck). Exspiratorische Lungenvolumina und Strömungen werden demzufolge direkt erfasst, während inspiratorische Grö- ßen, für die die ATP-Umgebungsbe- dingungen gelten (ATP = ambient tem- perature pressure), auf BTPS korrigiert werden müssen.
Kalibrierung/Verifizierung
Es wird gefordert, dass jedes Spiro- meter auf seine Messgenauigkeit über- prüft wird. Mindestens einmal täglich, noch vor der ersten Untersuchung, ist das verwendete Messsystem deshalb zu kalibrieren bzw. zu verifizieren. Pneumotachographen und Hitzdraht- anemometer werden kalibriert und das Ergebnis der Kalibrierung anschlie- ßend verifiziert. Bereits vom Hersteller werkseitig kalibrierte Sensoren, wie Ultraschallwandler und Turbinen, er- fordern eine tägliche Verifizierung.
Kalibrierung und Verifizierung erfol- gen mit einer Kalibrierpumpe, die ein geprüftes/zertifiziertes Hubvolumen von 1 bis vorzugsweise 3 Litern (bei einem Fehler unter 0,5%) hat.
Im wöchentlichen Abstand sollte zusätzlich die Linearität des Messsys- tems überprüft werden. Dazu eignet sich die 3-Fluss-Kalibrierung/Verifi- zierung. Durch Applikation von nied- rigen, mittleren und hohen Flüssen werden 3 Punkte der Sensorkennlinie untersucht.
In wöchentlichem Zyklus ist die re- gelhafte Überprüfung der Kalibrierung anhand der bekannten und konstanten


































































































   4   5   6   7   8